TONSPUREN

Judith Kessler, Erzählerin, Texte
Julie Wolff, Gesang
Jotham Bleiberg, Trompete, Flügelhorn
Max Doehlemann, Klavier

Die “Tonspuren” ist eine einzigartige Kooperation der Erzählerin und Autorin Judith Kessler, der Sängerin und Schauspielerin Julie Wolff, dem Trompeter Jotham Bleiberg sowie dem Komponisten und Pianisten Max Doehlemann. Die vier Künstler kennen und schätzen sich seit langer Zeit - gemeinsam sind sie dem großen Erbe deutsch-jüdischer Kultur mit all ihrem Glanz und ihrer Tragik auf der Spur.

(Programm 1)
Lost in the Stars. Kurt Weill kurzweilig.

Er war einer der innovativsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und in jedem Genre stilbildend – vom Kunstlied, über Oper, Jazz, Chanson, Ballett- und Kammermusik bis zum Musical. Die Tonspuren begleiten den Kantorensohn aus Dessau und seine Frau Lotte Lenya von seinen ersten spektakulären Erfolgen in Berlin mit der »Dreigroschenoper« oder »Happy End« über den Exilort Paris und die »Sieben Todsünden« bis in seine amerikanische Wahlheimat und an den Broadway zur »American Opera«.


(Programm 2)
Wenn ick mal tot bin, dann mach ick, wat ick will. Friedrich-Hollaender-Revue.


»Der große kleine Friedrich« war ein Tausendsassa: Komponist, Texter, Dirigent, Kabarett-Leiter und Pianist. Er spielte gegen die Zeit an, die man die goldenen Zwanziger nannte und die geradewegs in die braunen Dreißiger führte – ob mit seinen »Liedern eines armen Mädchens«, dem Emanzen-Song »Raus mit den Männern aus dem Reichstag!« oder Gassenhauern wie »Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt«. Wegen seiner mutigen Anti-Hitler-Revuen musste er früh fliehen und lieferte dann aus Hollywood Hits für Bing Crosby oder Marlene Dietrich und nach dem Krieg die Musiken für Billy Wilders »Eins-zwei-drei« oder »Das Spukschloss im Spessart«… Eine Reise durch Leben und Musik Hollaenders mit den Tonspuren.

Tonspuren, die Künstler

Die vier Künstler sind überwiegend Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Berlin oder eng an die Community angebunden.

Judith Kessler ist Soziologin, Literatur- und Politikwissenschaftlerin. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich jüdische Biografie, Alltagskultur und Migration. Neben Einzelpublikationen wie „Edith Jacobson: Gefängnisaufzeichnungen“ ist sie mit Porträts in diversen Anthologien vertreten, schreibt für die „Jüdische Allgemeine“ und Online-Medien, betreibt mit yupedia.blog eine Seite mit „Fußnoten zur Geschichte“, steht als Mitbetreiberin des Jüdischen Kulturschiffs „MS Goldberg“ mit biografischen Collagen auf der Bühne und lebt in Berlin.

Julie Wolff ist Sängerin und Schauspielerin mit Ausbildung an der staatlichen Ballettschule Berlin und Studium an der Universität der Künste Berlin. Sie war in zahlreichen Musical-, Theater-, Varieté- und Tourneeproduktionen zu sehen, darunter „My Fair Lady“, „Cabaret“, „High Society“, „West Side Story“ sowie in Uraufführungen wie „Der Hauptmann von Köpenick“ im Admiralspalast Berlin, wo sie die Plorösenmieze und das Liesken verkörperte. Neben dem Theater arbeitet Julie als Sängerin in den Genres Jazz, Swing, Chanson und Pop. Sie tritt in verschiedenen Formationen auf, vom Trio bis zur Big Band, und war jahrelang Solistin des Grand Orchesters Berlin in der Berliner Philharmonie. Im Programm „Traumboot der Liebe“ des Ronny Heinrich Orchesters sang sie Titel von Caterina Valente. Zudem war sie mehrere Jahre vom GOP Varieté als Solistin engagiert, wo sie Gesang, Tanz, Performance, Moderation und Pole-Artistik zeigte. Aktuell ist Julie Gast in der „Dreigroschenoper“ im Berliner Ensemble, singt im Programm „Lost in the Stars“ sowie im Friedrich Holländer Abend auf dem Kulturschiff MS Goldberg. Zuletzt war sie im Brandenburger Theater als Klärchen im „Weißen Rössl“ zu sehen, und im Sommer wird sie im Tipi am Kanzleramt in der Inszenierung „CABARET“ die Frl. Kost spielen.

Max Doehlemann studierte Komposition, Klavier und Orchesterdirigieren in München und Berlin. Sein beruflicher Werdegang führte ihn quer durch verschiedene musikalische Welten: In den 90er-Jahren komponierte er Musik für zahlreiche Folgen einer Daily Soap-Opera im Deutschen Fernsehen, er war Korrepetitor an der Komischen Oper (Berlin) und als musikalischer Leiter, Komponist oder Pianist involviert bei zahlreichen Theaterproduktionen (vor allem am Berliner Ensemble). Er war in internationalen Band-Koproduktionen zu hören, zum Beispiel zusammen mit orientalischen Musikern beim Jerusalemer OUD-Festival oder bei einem von WDR3 live übertragenen Konzert aus der Bielefelder Oetkerhalle. Als Komponist wurde er mit einem Preis der Reinl-Stiftung (Wien) und einem „international Music Prize for Excellence in Composition“ der Musikakademie Colorado ausgezeichnet. Von seiner Vielseitigkeit zeugt die Fülle seiner Tätigkeiten, wie etwa Musik für audio-visuelle Installationen im Museum (Lakenhal Museum, Leiden/ Niederlande) oder das Touren mit einem Comedy-Duo. Er kooperiert mit Orchestern wie dem Brandenburgischen Staatsorchester (BSOF) oder dem Deutschen Kammerorchester (DKO). Max Doehlemann verbindet klassische Komposition mit stilbildenden Fusionen, etwa zwischen Jazz und Sinfonik oder orientalischer Musik in neuen Kontexten. Neben Werken für Kunstlied, Kammer- und Orchestermusik entwickelte er eine eigene Musiktheorie, die er in seinem Buch Die Kraft der Quinten und der Software Quintus 0.12 darlegt. Seinen musikalischen Ansatz bezeichnet er als „NEOnarrative Musik“.

Jotham Bleiberg ist Trompeter, Komponist, Arrangeur, Studiomusiker und Lehrer. Seit 2004 arbeitet er freischaffend in diesen Bereichen. Seine musikalische Entwicklung wurde durch einen vierjährigen Aufenthalt in den USA geprägt, wo er an der San Francisco „School of the Arts“ und der „SF State University“ studierte. 2015 schloss er sein klassisches Studium an der Universität der Künste ab, und 2009 absolvierte er das Jazz-Institut Berlin. Als Trompeter war er bei Produktionen des Berliner Ensembles, Theater des Westens, Admiralspalast, Theater am Potsdamer Platz und der Komischen Oper zu hören. Dazu gehören bekannte Stücke wie „Elisabeth“, „The Producers“, „Hinterm Horizont“, „West Side Story“, „Chicago“, „Glöckner von Notre Dame“, „Ku’damm 56“ und „Ku’damm 59“. Seit 2010 ist er „Substitut Principle“ am Friedrichstadt-Palast. Sein Herzensprojekt ist die Berliner Latin-Band „Mi Solar“. Seit September 2023 ist Jotham Bleiberg fest im Landespolizeiorchester Brandenburg als erster Trompeter (Schwerpunkt Jazz, Rock, Pop) engagiert. Er wurde auch mehrfach als Trompeten-Dozent bei LaJJazzO Berlin und LaJJazzO Junior Brandenburg eingeladen und ist Ensemble- sowie Bigband-Leiter an der Berliner Musikschule Fanny Hensel. Außerdem gibt er dort, am Goethe-Gymnasium und privat Trompetenunterricht. Seit der Stadion-Tour 2014 ist er außerdem Teil des Panikorchester von Udo Lindenberg.

Kontakt: thomas@yeotone.com