Beschreibung
Geist-reiche Grenzgänge
Mit ihrer Doppel-CD Ruach sind die beiden Komponisten Max Doehlemann und Bo Wiget großen Fragen auf der Spur. Das hebräische Wort Ruach (ּחור) taucht bereits in den ersten Sätzen der hebräischen Bibel auf. In der christlichen Tradition wird das Wort zumeist gelesen als „Geist“ (‚Der Geist Gottes schwebte über den Wassern‘). Der große jüdische Gelehrte und Rationalist des Mittelalters, Maimonides, widmet in seinem arabischsprachigen Werk „Führer der Verirrten“ ein ganzes Kapitel der Wortbedeutung von Ruach – er legt darin scharfsinnig dar, dass es sich dabei mehr um eine physikalische Realität handelt, um bewegte Luft oder schlicht Wind. Im Wort schwingt also je nach Lesart vieles mit: Religiöse Urthemen klingen an und gleichzeitig auch der Keim der Brechung und Säkularisierung. Rätsel und Mysterien, Elemente religiöser Überlieferung aus uralten Zeiten werden sowohl aus jüdischer Perspektive als auch humanistischer oder agnostischer Sicht – nicht immer frei von Ironie – betrachtet. Ob Spiritist oder Spötter: Viele dürften hier auf ihre Kosten kommen.