Bauhütten-Sonate
Symbolspielerische Collage vom Bauen und Denken.
Uraufführungen anlässlich der Feierlichkeiten zu „100
Jahre Bauhaus“ am 5. Oktober 2019 in Dessau und am 26. Oktober 2019 in Weimar
Vom Bauen und Denken
Den Begriff „Bauhütte“ hat Johann Wolfgang von Goethe 1816 geprägt. Zuvor hatte man einfach nur „Hütte“ gesagt, englisch „Lodge“, französisch
„Loge“. Das war der Versammlungsort für die unterschiedlichen Gewerke am Bau, die ein Miteinander und Füreinander im Sinne der gemeinsamen guten großen Sache zu denken und zu praktizieren suchten. Das war oft
mehrdeutig, so, wie es sich beispielsweise als Idee des sinnvollen Bauens und Gestaltens von Zeit und Raum auch in der Symbolik der Freimaurer wiederfindet. Walter Gropius hat 1919 den alten Begriff der „Bauhütte“
in die moderne Übersetzung „Bauhaus“ gebracht. Das „Bauhaus“ war nicht nur Schule des Bauens, sondern auch ein Denkmodell fürs Leben mit vielerlei symbolischen Entsprechungen rund ums Bauen. „Bauhaus“ galt als
Synonym für ein neues Lebensgefühl. Gropius: Dabei wird „jedes Gebilde zum Gleichnis eines Gedankens“. So darf man etwa das Fundament des Baus auch als geistiges und soziales Symbol, als „Niveau“ deuten. Die
„gleiche Ebene aller, auf der wir uns begegnen“ signalisiert Toleranz. Ein Dach über dem Kopf kann sinnbildlich auch Schutz und Sicherheit ausdrücken. Ein Winkelmaß steht gleichnishaft für rechtes, das heißt:
gerechtes, redliches Denken und Handeln. Bausymbolik war aber immer auch Synonym für größere Dimensionen, wie sie etwa der ehemalige Außenminister Walter Rathenau (1867-1922) anspricht: „Die Schicksalsstunde
weht nicht über Schlachten und Konferenzen …, sondern über der Bauhütte, über ihren Meistern und Gesellen, dem Geheimnis ihres Grund- und Aufrisses und dem Geist ihrer Gemeinschaft.“ So sind viele symbolische
und allegorische Entsprechungen zum Bauen und Denken Ausgangsüberlegungen zu einer musikalisch-zeichnerisch-rezitativen Collage, die sich an der alten Bauhüttensymbolik orientiert, aber zeitlos aktuell übersetzbar
bleibt.
Die Komposition
Die Musik zur „Bauhütten-Sonate“ hat Thomas Bierling komponiert. Dabei hat er die unterschiedlichen und höchst gegensätzlichen Stile der Zeit aufgegriffen, von der damals
aktuellen abstrakt-konstruierten Zwölftonmusik bis hin zum gerade aufkommenden lebensfrohen Jazz, in deren Spannungsfeld sich die Bauhaus-Gemeinschaft bewegte. Angereichert mit diversen Zitaten von Kinderliedern
zum Thema Bauen bis hin zum berühmten Bauhaus-Erkennungspfiff zieht sich die Idee des sinnvollen Bauens und Gestaltens von Raum und Zeit auch musikalisch durch das Werk. Die vertonten Texte stammen von Joachim
Ringelnatz, Christian Morgenstern, Oskar Schlemmer, Jo Gattières und der Kölner Bauhütte.
Die Rezitation
Zur Umsetzbarkeit der Symbole werden entsprechende Texte rezitiert (Gropius: „...die Auseinandersetzung
zwischen den gestalterischen Möglichkeiten von Mensch und Raum“). Sie bilden die gedankliche Brücke zwischen der Musik, dem Gesang und der Symbolzeichnung.
Die Zeichnungen
Cornelius Rinne setzt
die Bau-Symbolik künstlerisch-zeichnerisch parallel zu Musik und Text auf der Bühne um, korrespondiert und interagiert mit Pianist, Sängerin und Rezitator und unterstützt damit das oft Doppelsinnige der Baumaterialien
und -Werkzeuge.
Thomas Bierling
Nach seiner klassischen Klavierausbildung wandte sich Thomas Bierling recht bald dem Jazz und der Popularmusik zu. Als Komponist nimmt er neben der Ernsten Musik
auch die Unterhaltungsmusik sehr ernst, wobei er diese Grenzen auch gerne überschreitet. Sein Spektrum reicht neben Orchesterwerken über Jazz und Chanson bis zu Pop und Easy Listening, wobei er hier eine besondere
Begabung hat, regelrechte Ohrwürmerzu schreiben.
Gabrielle Heidelberger
Für Gabrielle Heidelberger braucht man keine Schublade, sondern mindestens eine ganze Kommode. Das deutsch-französische
Energiebündel ist nicht nur klassisch ausgebildete Sopranistin, sondern gleichermaßen im Musical und im Jazz zuhause. Sie tourt mit eigenen Bühnenprogrammen und tritt sowohl mit Sinfonieorchestern als auch Jazzbands
auf. Mit ihrer Wandlungsfähigkeit und ihrem komödiantischen Talent fasziniert sie ihr Publikum.
Jens Oberheide
Jens Oberheide war weltweit in den Bereichen Presse, Werbung und Messen tätig.
Er war Fachschuldozent und Hochschul-Kurator, Großmeister (Bundesvorsitzender) bei den Freimaurern und ist seit vielen Jahren Buch-, Film-, Schulfunk- und Theaterautor, Dramaturg, Rezitator und Moderator.
Cornelius Rinne
Der Zeichner, Maler, Illustrator und Designer ist seit fast 40 Jahren bildnerisch professionell tätig. Neben Ausstellungen im In- und Ausland war er für viele Werbeagenturen
und Verlage tätig. Zahlreiche Bücher mit Bildern von ihm sind erschienen. So entstand ein sehr abwechslungsreiches Oeuvre.
Dauer: ca. 60 Minuten
Kontakt: booking@yartists.de